Unser Einsatz für das Recht auf Teilhabe
Teilhabe ist Menschenrecht
(1) Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist, sich eine eigene Meinung zu bilden, das Recht zu, diese Meinung in allen das Kind berührenden Angelegenheiten frei zu äußern, und berücksichtigen die Meinung des Kindes angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife.
(2) Zu diesem Zweck wird dem Kind insbesondere Gelegenheit gegeben, in allen das Kind berührenden Gerichts- oder Verwaltungsverfahren entweder unmittelbar oder durch einen Vertreter oder eine geeignete Stelle im Einklang mit den innerstaatlichen Verfahrensvorschriften gehört zu werden.
Zusammen hängt das Recht auf Teilhabe auch mit den Artikeln 13 (Meinungs- und Informationsfreiheit), 14 (Religionsfreiheit), 15 (Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit), 16 (Schutz der Privatsphäre und Ehre) und 23 (Förderung von Kindern mit Behinderung) der UN-Kinderrechtskonvention.
Wenn nun (fast) alle Staaten der Erde die Kinderrechtskonvention anerkannt und sich verpflichtet haben, alles dafür zu tun, dass die Kinderrechte auch umgesetzt werden können, warum ist dann z.B. Teilhabe von Mädchen und Jungen noch immer nicht selbstverständlich – auch nicht in Deutschland?
(K)Ein Recht auf Teilhabe
Teilhabe bedeutet Entwicklung
Nur, weil Kinder Rechte haben, bedeutet das also noch lange nicht, dass diese auch umgesetzt werden. Bis die Rechte, wie z.B. Teilhabe, Wirklichkeit werden, können vier Stufen unterschieden werden:
Rechte haben: Die Kinderrechte werden in der UN-Kinderrechtskonvention niedergeschrieben.
Rechte kennen: Kinder und Jugendliche müssen informiert werden über ihre Rechte.
Rechte bekommen: Die Kinderrechte werden tatsächlich umgesetzt.
Rechte verteidigen: Kinder und Jugendliche werden politisch beteiligt und fordern aktiv ihre Rechte ein.
Gerade der Punkt, dass Kinder ihre Rechte aktiv einfordern, entwickelt und stärkt die Zukunft unserer Gesellschaft. Denn Teilhabe von Mädchen und Jungen hilft ihnen dabei, politische, soziale und kulturelle Grunderfahrungen zu machen und befähigt die junge Generation, ihre Zukunft bewusst mitzugestalten. Dafür ist aber auch ein Paradigmenwechsel in der Politik notwendig. Teilhabe von Kindern und Jugendlichen darf sich nicht nur auf eine Politik für Kinder beschränken, sondern ist gemeinsam mit Kindern zu gestalten.
Recht auf Teilhabe – Was muss sich ändern?
Die Kindernothilfe engagiert sich für das Recht auf Teilhabe in den Projekten
In den Projekten in unseren Partnerländern engagieren wir uns für das Recht auf Teilhabe von Kindern und Jugendlichen. Dies betrifft zum einen die Teilhabe in der Projektarbeit selbst, zum anderen auch die die Teilhabe an Aktivitäten der Kinder in ihren Gesellschaften.
1. Teilhabe beginnt schon vor Aufsetzen des Projekts: Kinder und Jugendliche werden schon beim Aufsetzen eines Projekts befragt und beteiligt. Dies erfolgt auf freiwilliger Basis. In allen Bereichen des Projekts, die die Kinder betreffen, werden diese auch konsultiert.
2. Die Kinder werden respektvoll behandelt. Sie erhalten den Raum und die Zuversicht, ihre Meinung frei äußern zu können.
3. Die Projektmitarbeitenden arbeiten mit kinderfreundlichen Ansätzen, damit Mädchen und Jungen gut auf ihre Teilhabe vorbereitet sind.
4. Die Projektmitarbeitenden stellen Zeit und Ressourcen zur Verfügung, damit Kinder Teilhabe leben können.
5. Die Treffpunkte und Aktivitätsorte sind kinderfreundlich und für alle zugänglich.
6. Die Projektarbeit läuft inklusiv. Das bedeutet, dass Kinder nicht aufgrund ihres Alters, Geschlechts, Religion, Hautfarbe, Sprache oder aufgrund einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung diskriminiert werden dürfen.
7. Kinder erhalten immer ein Feedback darüber, wie ihre Ansichten interpretiert wurden und wie sie das Endergebnis beeinflusst haben.
Unser politisches Engagement für ein Recht auf Teilhabe
In unserer politischen Arbeit setzen wir uns dafür ein, dass Kindern ihr Recht auf Teilhabe gewährt wird. Ohne Veränderung auf politischer Ebene können Bestrebungen auf anderen Ebenen nicht fruchten.
1) Wir fordern immer wieder, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene, dass Kinder und Jugendliche an politischen Diskussionen beteiligt werden, wenn es sie betrifft. So veranstalten wir beispielsweise einmal pro Jahr eine Jugendkonferenz in Deutschland, zu der Schülerinnen und Schüler aus Deutschland und anderen Ländern kommen. Das Recht auf Teilhabe steht dort mit im Fokus. Die Jugendlichen stellen eine Forderungskatalog auf zum Thema Teilhabe und geben diesen dann an Parlamentarier, die diese Forderungen mit in ihre Arbeit im Deutschen Bundestag nehmen.
2) Mit unserem Projekt „Time2Talk“ und "Dialogue Works" setzen wir uns dafür ein, dass Kinder und Jugendliche, die arbeiten müssen, zum Thema Kinderarbeit angehört werden. Das kann sich in nationalen Aktionsplänen zum Thema Kinderarbeit äußern oder auch in globalen Resolutionen, damit Entscheidungen nachhaltiger, wirksamer, relevanter und vor allem zielgruppengerechter gestaltet werden.
3) Wir stehen mit staatlichen Organisationen in Austausch und fordern von ihnen, dass sie Kinder und Jugendliche in der Entwicklungszusammenarbeit stärker berücksichtigt werden; sei es in der Strategieentwicklung des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) oder in der Programmentwicklung anderer staatlicher Organisationen wie z.B. der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).