30 Jahre Genozid in Ruanda: „Ein Lichtblick nach dunklen Tagen“
(Duisburg/Kigali, 04.04.2024) Mit dem 7. April 2024 markiert Ruanda den 30. Jahrestag des Genozids. Bis heute sitzt das Trauma des Völkermords tief und spaltet die Gesellschaft. Solange war damals 17 Jahre alt. Sie ist eine Überlebende des Genozids und teilt ihre Geschichte, wie sie durch die Selbsthilfegruppen (SHGs) der Kindernothilfe den Weg der Versöhnung und des Wiederaufbaus gefunden hat.
„Die SHG war für mich ein Lichtblick nach den dunklen Tagen des Genozids“, sagt Solange. „Es war eine Gelegenheit, aus der Einsamkeit auszubrechen und Menschen zu treffen, deren Angehörige nicht am Genozid beteiligt waren.“ Durch die Unterstützung der SHG konnte Solange Land erwerben, auf dem sie verschiedene Nutzpflanzen anbauen konnte. Ihre finanzielle Situation verbesserte sich allmählich, und sie konnte ihre Kinder zur Schule schicken und ihre Lebensbedingungen erheblich verbessern.
Neben finanzieller Unterstützung bietet die SHG auch einen Raum für Versöhnung und soziale Interaktion. Solange erklärt: „Wir diskutieren in unseren Treffen über soziale Themen und arbeiten immer noch den Genozid gegen die Tutsi auf. Wir unterstützen andere Frauen, deren Familienmitglieder während des Genozids getötet wurden oder die Mütter geworden sind, weil sie vergewaltigt wurden.“ Solanges Geschichte verdeutlicht die wichtige Rolle, die die SHGs der Kindernothilfe im Versöhnungsprozess in Ruanda spielen. Durch gemeinsame Arbeit, Diskussionen und Unterstützung ermöglichen sie den Überlebenden, ihre traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten, Vergebung zu praktizieren und eine unterstützende Gemeinschaft aufzubauen.
Die SHGs sind nicht nur ein Mittel zum wirtschaftlichen Fortschritt, sondern auch ein sicherer Raum für Frauen, um ihre Herausforderungen zu diskutieren und sich gegenseitig zu unterstützen. Solange betont: „Es ist auch heute noch ein sicherer Ort für uns Frauen, wo wir uns wohlfühlen, ermutigen und unterstützen können.“
Als eine der größten christlichen Kinderrechtsorganisationen in Europa schützt, stärkt und fördert die Kindernothilfe rund 2,1 Millionen Kinder, ihre Familien und Gemeinschaften in insgesamt 36 Ländern. Während des Völkermords in Ruanda wurden innerhalb von nur 100 Tagen rund 800.000 Menschen getötet. Die meisten gehörten der Tutsi-Minderheit an. Die Kindernothilfe arbeitet seit 1994 in Ruanda und erreicht heute vor allem durch Selbsthilfegruppen mehr als 200.000 Kinder und ihre Familien.