Jubiläum des Arbeitskreises Halle
Die Arbeitskreismitglieder erzählen von 15 Jahren Engagement für Kinderrechte
Aber schon wenige Wochen zuvor, am 11. November, nehmen wir am Martinsfest der Domgemeinde teil, u. a. in guter Zusammenarbeit mit der Kunststiftung Moritzburg. Unter den Arkaden des Renaissanceflügels bauen wir unseren Stand auf. Wenn dann bei einbrechender Dunkelheit der Lampionzug Hunderter Kinder eintrifft, sind unser „Käsespiel“ und der Geburtstagskalender bald von Kindern dicht umlagert. Und während die Kinder ihre Geschicklichkeit erproben, gibt es mit den Eltern manch gutes Gespräch über die Arbeit der Kindernothilfe.
Alle zwei Jahre im Juni findet das Lindenblütenfest der Franckeschen Stiftungen statt. Ein Ort, der für die Geschichte der Kindernothilfe eine besondere Bedeutung hat, war es doch der Missionar Bartholomäus Ziegenbalg, der im 18. Jahrhundert von hier aus nach Indien aufbrach und angesichts der Armut dort eine dauerhafte Hilfsaktion startete. Das Angebot an unserem Stand, aus Recyclingmaterial Müllbälle zu basteln, lockt immer wieder zahlreiche Kinder an. Und während sie mit Feuereifer bei der Sache sind, bietet sich auch hier Gelegenheit zu Gesprächen mit Eltern (und Großeltern!). 2019 passierte es sogar, dass uns der Vorrat an den nötigen alten Fahrradschläuchen ausging und einer von uns ausgesandt werden musste, um bei dem einzigen, am Sonnabendnachmittag geöffneten Großhändler Nachschub zu organisieren.
In den Stiftungen mit ihrem einmaligen Ambiente fand im Rahmen des „Kirchentags auf dem Weg“ 2017 auch der Familienkirchentag statt. Auf großes Interesse stieß dabei der mit Prospekten und Geschicklichkeitsspielen versehene Bauchladen der Kindernothilfe, den Arbeitskreismitglieder durch die Menschenmenge trugen.
Regelmäßig stellen wir an die Synode des evangelischen Kirchenkreises Halle/Saalkreis den Antrag auf die Zuerkennung einer besonderen Kollekte. Im vergangenen Jahr erbrachte sie einen Betrag von 2.225,20 Euro für ein Projekt der Kindernothilfe in Burundi. Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass es hilfreich ist, das Spendenziel möglichst konkret zu benennen und entsprechendes Informationsmaterial zu verteilen.
Über viele Jahre hinweg konnten wir mit unserem Stand am traditionsreichen Wohngebietsfest „Rund um die Pauluskirche“ teilnehmen. Während dieses Fest zurzeit leider nicht mehr stattfindet, hat der Arbeitskreis einen guten Kontakt zur Jungen Gemeinde Sankt Paulus aufgebaut, die 2019 mit Straßenmusik im Stadtzentrum an der bundesweiten Kampagne gegen ausbeuterische Kinderarbeit in Indonesien teilnahm und dabei mit – trotz Regengüssen – nicht nachlassender Begeisterung mehrere hundert Euro ersang.
Wichtige Septembertermine sind für uns das „Parkfest im sonnigen Süden“ und vor allem die Eröffnungsveranstaltung der interkulturellen Woche auf dem Marktplatz. Wir blicken zurück auf mehrere Christenlehrenachmittage zur Arbeit der Kindernothilfe in Halles Nordgemeinden, dabei machten wir die Erfahrung, dass auch jüngere Kinder sich für das Leben von Altersgenossen im fernen Äthiopien interessieren.
Auf Einladung einer Halle benachbarte Gemeinde berichteten wir dort im Rahmen eines Gemeindeabends über den Selbsthilfegruppenansatz in der weltweiten Arbeit der Kindernothilfe. Hinzu kamen Unterrichtsstunden an verschiedenen Schulen im Rahmen des Religionsunterrichtes zum Thema Gerechtigkeit und nachhaltige Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern. Innerhalb der Projektwoche 2014 am Südstadtgymnasium, wo eines unserer Arbeitskreismitglieder jahrelang als Lehrerin gearbeitet und eine Projektpatenschaft in Gang gesetzt hatte, unterstützten wir die Arbeit von 25 Schülern, die sich mit Uganda und dem Engagement der Kindernothilfe dort beschäftigten. Diese Woche, bei der unser Regionalverantwortlicher aus der Geschäftsstelle der Kindernothilfe in Duisburg einen Informationsteil übernahm, vertiefte die schon länger existierende Patenschaft der Schule mit einem Straßenkinderprojekt in Norduganda. In guter ökumenischer Zusammenarbeit unterstützte uns auch die Leiterin des katholischen Vereins Mwana Wange, der sich ausschließlich in Uganda engagiert. Ihr Vortrag zum Thema Kindersoldaten stieß bei den Schülern auf großes Interesse.
Ein weiterer Höhepunkt unserer Arbeit war die Anregung und Begleitung von Actionkidz-Initiativen. In der kleinen Küche eines Arbeitskreismitglieds wurden 2015 mit Schülern Kekse gebacken und die selbst gebastelten Bauchläden damit gefüllt, in der Schule Unterrichtsstunden zum Thema Kinderarbeit durchgeführt und schließlich in der Innenstadt Spenden für ein Projekt für arbeitende Kinder in Peru gesammelt. Wir als Arbeitskreis kümmerten uns dabei um die offiziellen Schritte (Anmeldung der Aktion beim Ordnungsamt, Suche nach Schirmherren, Materialbeschaffung aus Duisburg etc.), während die Fünftklässler mit Feuereifer Schuhe putzten, mit Passanten diskutierten und nebenbei die Erfahrung machten, dass nicht alle Mitmenschen freundlich reagierten. Umso größer war der Stolz auf ein Sammelergebnis von 1.017,35 Euro.Über eine befreundete Lehrerin gelang es uns 2016, auch am Herder- (jetzt Genscher-) Gymnasium eine solche Aktion anzuregen. Mit beeindruckender Einsatzfreude halfen Schülerinnen und Schüler in zwei Supermärkten beim Einräumen von Regalen, andere wuschen die Frontscheiben der Kundenautos, wieder andere betreuten den Infostand, all das unter umsichtiger Leitung der engagierten Klassenlehrerin. Stolz präsentierten die Kinder das Spendenergebnis von 1.040,- Euro für ein Projekt in Parkistan. Persönliche Kontakte ermöglichten uns 2017 die Teilnahme an der Eröffnung eines Autohauses. Großzügige Unterstützung durch den Geschäftsführer sowie die Überreichung eines Gutscheins und der Einnahmen aus dem Eisverkauf führten zu einer stattlichen Spende, die einem Projekt für syrische Flüchtlingskinder im Libanon zugute kamen.
Benefizkonzerte des Universitätsorchesters unter seinem Leiter Matthias Erben und der Halleschen Kantorei für die Kindernothilfe kamen zustande, weil ein Arbeitskreismitglied mit dem langjährigen Rektor der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik, Professor Helmut Gleim, verheiratet ist, der auch persönlich mit Orgelmusiken unsere Arbeit unterstützte .Nach seinem Abschied in den Ruhestand hat der Arbeitskreis die Verbindung zur Halleschen Kantorei unter seinem Nachfolger Maik Gruchenberg aufrecht erhalten können.
Auch zur evangelischen Marktgemeinde pflegen wir gute Kontakte. So konnten wir, nachdem hier bereits 2013 anlässlich der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien ein Kindernothilfe-Gottesdienst mit Pfarrer Dietmar Boos aus Duisburg stattgefunden hatte, am 17. November 2019 aus Anlass des 60-jährigen Jubiläums der Kindernothilfe die Vorstandsvorsitzende, Frau Katrin Weidemann, als Gastpredigerin begrüßen.
Natürlich gab es im Verlaufe der 15 Jahre auch Veränderungen, mehrere Wechsel des Versammlungsortes und vor allem personelle Veränderungen: Verabschiedung einzelner Mitglieder aus unterschiedlichen persönlichen Gründen, aber auch Gewinnen neuer Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Nach wie vor sind wir sieben Menschen: Drei von uns gehören seit der Gründung zum Arbeitskreis, das „jüngste“ Mitglied seit einem Jahr, neue sind jederzeit willkommen! Einige Ehepartner stehen uns, sozusagen als „stille Teilhaber“, bei Aktionen hilfreich zur Seite – auch das eine nicht zu unterschätzende Hilfe. Inzwischen ist unser (auf Initiative von Frau Riemann-Hanewinckel) im März 2005 gegründeter Arbeitskreis den Kinderschuhen längst entwachsen und hat auch manch pubertäre Turbulenzen überstanden. Voller Ideen und Optimismus starten wir ins Erwachsenenleben, sind offen für neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die sich begeistern lassen für die Arbeit der Kindernothilfe.
Und natürlich schmieden wir Zukunftspläne und halten besonders zu Coronazeiten Kontakt miteinander und zu unseren Partnerinnen und Partnern.
Unser Jubiläum gibt auch Anlass Dank zu sagen:
Wir danken an erster Stelle unseren ehemaligen und jetzigen Mitstreiterinnen und Mitstreitern im bisher einzigen Arbeitskreis der Kindernothilfe in Sachsen-Anhalt: für kreative Ideen, für ein ermutigendes Miteinander und für das Einbringen je eigener Fähigkeiten.
Wir danken für die zuverlässige Unterstützung durch die Geschäftsstelle der Kindernothilfe in Duisburg und die gute Zusammenarbeit mit den Regionalverantwortlichen, Herrn Alof und Herrn Vent, für das Angebot, an der Medienpreisverleihung und besonders am bundesweiten Ehrenamtlichentreffen teilzunehmen und damit Motivation und Kraft zu schöpfen für die manchmal auch frustrierende Arbeit vor Ort. Die Einrichtung eines Web-Seminars ist eine tolle Möglichkeit, trotz Corona in Kontakt zu bleiben.
Wir danken für das wohlwollende Interesse an unserer Arbeit bei der Leitung des Kirchenkreises, in der Kreissynode, in Kirchgemeinden und Schulen.
Nicht zuletzt danken wir den vielen Kindern und Jugendlichen, die sich, unterstützt von Eltern, Lehrern, Gemeindepädagogen und Pfarrern, für die Kindernothilfe begeistern ließen und sich mit Kreativität, Spaß und Engagement für notleidende Altersgenossen in Afrika, Asien und Lateinamerika einsetzten.
Wir können noch viel miteinander tun!